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1. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 89

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 89 — (2/10) und im S. Italiener (710). Dem Religionsbekenntnisse wad) gehören die Schweizer zur protestantischen (%) und katholischen (%) Kirche. Die Protestanten (Reformierte — Zwingli, Calvin) wohnen vor- herrschend in den Thälern und der Ebene, die Katholiken im Hochgebirge. Die Hauptbesch äst iguugeu sind Ackerbau, Viehzucht, Industrie und Handel. Der Ackerbau liefert nicht so viel Getreide, wie im Lande ge- braucht wird, weil sich kaum der 7. Teil des Landes zum Feldbau eignet; nahezu die Hälfte muß aus Frankreich, Österreich und Deutschland eingeführt werden. Die Hauptkornkammer ist die Schweizer Hochebene. Die Vieh- zucht ist eine Hauptnahrungsquelle, namentlich die Rindviehzucht, welche musterhaft betrieben wird und viel Milch und Käse (berühmt ist z. B. der Emmenthaler) liefert. Die Industrie verarbeitet besonders Seide, Baum- wolle und Leinen und beschäftigt sich mit Herstellung von Uhren und Schmuck- suchen. Nur durch die Industrie ist es möglich, für eine verhältnismäßig dichte Bevölkerung (70 auf 1 qkm) Erwerb zu schaffen. Der Besuch der Fremden, welche die Naturschönheiten der Alpen (Hochgebirge und Seen) be- trachten, bringt dem Lande ebenfalls viel Geld ein. Man bezeichnet deshalb die Schweiz mit Recht als „das europäische Gasthaus". Der Handel ist zwar dadurch gehemmt, daß die Schweiz ein Binnenland ist und nicht einmal recht schiffbare Flüsse besitzt; aber durch die Lage zwischen großen Staaten ist er doch bedeutend. Die Hauptplätze dafür sind Basel, Zürich und Genf. Tie Volksbildung ist in der Schweiz bedeutend. Das Schulwesen ist vortrefflich geordnet, und die Wissenschaften werden aus Uni- versitäten und mehreren Akademieen eifrig gepflegt. Das Schweizervolk zeichnet sich durch kräftigen und gefunden Körper, Freiheitsliebe, Tapferkeit und unüberwindliche Liebe zum Vaterlande aus. Viele Schweizer briugeu zwar einen Teil ihres Lebens in fremden Ländern zu, immer aber mit der Hoff- nnng und mit dem sehnlichen Wunsche nach Rückkehr in ihre Heimat. Wlrd diese Sehnsucht nicht befriedigt, so artet sie nicht selten in ein krankhaftes Heimweh aus. Um dieses bei den ehemals in französischen Diensten stehenden Soldaten (Schweizer-Regimentern) nicht aufkommen zu lassen, war es in Frank- reich verboten, den sog. Kuhreigen zu spielen, eine Melodie der Alpenhirten, deren Töne bei den Soldaten die unwiderstehlichste Lust zur Rückkehr ins Vaterland erweckten. 6. Verfassung und Einteilung. Die Schweiz ist ein Bundesstaat von 22 Kantonen. 3 Kantone zerfallen in je zwei Halbkantone, von denen jeder in seinen innern Angelegenheiten ganz selbständig ist, so daß die Schweiz 25 Einzelstaaten oder Kantone umfaßt. Der Sitz der Bundesregierung ist Bern. Ein stehendes Heer ist nicht vorhanden. Jeder kriegstüchtige Mann wird einige Wochen im Jahre in den Waffen geübt, und so ist jeder Bürger Soldat und jeder Soldat Bürger. — Die Kantone gliedern sich in 3 Gruppen: a) Die Waldkantone: Uri, Schwyz, Unterwalden und Lnzern; d) die übrigen 9 alten Kantone: Zürich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, Solo- thuru, Basel, Schaffhausen, Appenzell; c) die 9 neuen Kantone: Neuen- burg, Waadt, Gens, Aargau, Thurgau, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis. 7. Städte. Lasel (75 T.), auf beiden Seiten des Rheins, war früher freie deutsche Reichsstadt und ist jetzt die reichste und wichtigste Handels- stadt der Schweiz und zugleich der zweite Mittelpunkt der Seiden- indnstrie. Der Handel wird durch die Lage der Stadt am Austritt des

2. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 430

1913 - Wittenberg : Herrosé
— 430 — Protektorat übernahm. Auch die andern deutschen Fürstinnen stellten sich in ihren Ländern an die Spitze dieser Bestrebungen. Welch ein Segen lag in diesem gemeinsamen Zusammen- wirken der Kräfte aller Stände! Wie herrlich traten in jener großen, ernsten Zeit die guten und edlen menschlichen Eigen- schaften hervor! Noch ehe die Krieger auszogen, regten sich überall im ganzen Lande die Hände in den Palästen und in den Hütten der Armen, um die Wunden zu lindern und zu heilen, die jeder Krieg schlägt. Frauen und Mädchen strickten Strümpfe, zupften Scharpie, nähten Binden und warme Kleidungsstücke. Viele Tausende von Talern wurden zusammengesteuert und ganze Eisenbahnzüge mit Gaben der Liebe gefüllt, die den Brüdern im Feindesland zugeführt wurden. Alle Augenzeugen stimmen darin überein, daß namentlich in der Krankenpflege den Frauen meist die Krone gebührte vor den männlichen Gehilfen. Nicht bloß an den Wunden, die sie auf dem Schlachtfelde er- halten hatten, lagen Tausende deutscher Krieger krank, sondern auch ansteckende Krankheiten. Ruhr. Pocken und Typhus, forderten viele Opfer. Gar manche der Pflegerinnen sind da angesteckt worden und haben im Dienste für das Vaterland das Leben gelassen. Doch auch daheim wurde von ihnen im Dulden und Leiden und in heldenmütiger Arbeit oft Großes vollbracht. Während der Mann draußen im Felde den heimischen Herd gegen den Feind verteidigte, verdoppelten die Frauen und Mädchen ihre Leistungen, um ihre des Ernährers beraubte Familie und das Haus vor dem Verfall zu behüten: sie ersetzten den alten Eltern den für das Vaterland gefallenen Bruder; sie ermöglichten dem krank und verwundet heimkehrenden, für jede Arbeit unfähig gewordenen Sohn durch eignes Hungern und rastloses Schaffen Erholung und Erquickung. Auch stärkten sie die geliebten Kämpfer im Feindes- land durch Mut und Gottvertrauen für ihre schweren Aufgaben. Und war der Gatte, Bruder oder Sohn gefallen, dann trugen sie mit christlicher Ergebung den Verlust. Das waren auch harte Opfer für das Vaterland! Aber freilich hatten diejenigen, die in den Lazaretten und bei den Sanitätszügen im Feindeslande tätig waren, häufig noch schwierigere Prüfungen und Anfechtungen zu bestehen. Fast noch aufreibender und schmerzlicher als ihre oft übermenschlichen An- strengungen und Entbehrungen war für sie der Anblick und das Mitempfinden des entsetzlichen und unsagbaren Elends und Jammers der unglücklichen Opfer des Kriegs. Diese kamen oft unmittelbar vom Schlachtfelde mit ihren fürchterlichen Verwun- dungen in ihre Verpflegung. Häufig mußten die Pflegerinnen den Ärzten helfen, den todeswunden Helden die Kleider aufzu- schneiden. um das Verbinden zu ermöglichen. Hierzu kam noch,

3. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 400

1913 - Wittenberg : Herrosé
— 400 230. Kaiser Konrad Iii. und die Weiber von Weinsberg. Als Konrad Iii. als Kaiser über Deutschland herrschte, empörte sich der stolze Herzog von Bayern gegen ihn. Doch der Kaiser siegte in der Schlacht bei dem Städtchen Weinsberg im heutigen Königreich Württemberg. Nun konnte sich die kleine Feste nicht länger halten. Konrad. über ihren hartnäckigen Widerstand ergrimmt, hatte gelobt, die schwerste Strafe über die Einwohner zu verhängen. Da kamen Frauen aus der Stadt zu ihm ins Lager und baten demütig um Gnade. „Mit Weibern führe ich keinen Krieg." sprach der Kaiser: „sie mögen frei abziehen und von dem, was ihnen am liebsten ist. so viel mitnehmen, als ihre Schultern tragen können." Darauf öffneten sich am andern Morgen die Tore. und es erschien ein seltsamer Aufzug. In langer Reihe kamen die Weiber aus der Stadt, jede ihren Mann auf dem Rücken. Konrad lachte über die Klugheit der Frauen, und als seine Räte meinten, dies sei Betrug, und der Vertrag dürfe ihnen nicht gehalten werden, erwiderte er: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen und deuteln." und er schenkte um der treuen Weiber willen auch den Männern Leben und Freiheit. Jakob A„drä. 231. Wie eine deutsche Fürstin ihre Antertanen zu schützen wußte. Als Kaiser Karl V. im Jahre 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg auf seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen kam. wirkte die verwitwete Gräfin Katha- rina von Schwarzburg. eine geborne Fürstin von Henne- berg. die schriftliche Zusicherung bei ihm aus, daß ihre Untertanen von der durchziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen verband sie sich, Brot. Bier und andre Lebens- mittel gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalebrücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, die dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke, die dicht bei der Stadt war, in der Geschwindigkeit ab- brechen und in einer größern Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, damit die allzu große Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung führe. Zugleich wurde den Einwohnern aller Ortschaften, durch die der Zug ging. vergönnt, ihre besten Habseligkeiten auf das Rudolstädter Schloß zu flüchten. Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog Heinrich von Vraunschweig und dessen Söhnen begleitet, der Stadt und bat sich durch einen Boten, den er voranschickte, bei der Gräfin von Schwarzburg auf ein Morgenbrot zu Gaste. Eine so bescheidene Bitte, an der Spitze eines Kriegsheeres getan, konnte nicht wohl abgeschlagen werden. Man würde geben, was das Haus vermöchte, war die Antwort; Se. Exzellenz möchten kommen

4. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 425

1913 - Wittenberg : Herrosé
425 Ja. sie besuchte sogar die Armen in den engen Gäßchen und selbst in der Cholerazeit die Spitäler. Obwohl selbst leidend, ging sie Weihnachten 1852 in der strengen Winterkälte zu den Feiern in den verschiedenen Anstalten, um die Teilnehmer durch Geschenke zu erfreuen. Da sprach das Herz zum Herzen, und diese aufopfernde Tätigkeit belohnten die Koblenzer, indem sie mit unbegrenzter Liebe an der Prinzessin hingen. Am 2. Januar 1861 bestieg Augustas Gemahl als König Wilhelm I. den Königsthron, und Augusta war jetzt Königin von Preußen. In einem Liede, bei der Krönungsfeier am 18. Oktober 1861 in Königsberg gesungen, hieß es: „Auch neig Du. Königin, unserem treuen Sinn gnädig Dich zu! Und an des Königs Hand sei Mutter Deinem Land, thronend in Volkes Lieb'. Augusta. Du!" Dieser Wunsch ist reich in Erfüllung gegangen. Ihre volle Kraft setzte die Königin an die Aufgabe, ihrem Lande eine rechte Mutter zu sein, und sie konnte dies bald beweisen, als im Jahre 1864 der fünfzigjährige Friede, dessen Preußen sich zu erfreuen gehabt hatte, zum erstenmal wieder durch Krieg und Kriegsgeschrei unterbrochen ward. Wohl blühten Preußens Lorbeeren in Schles- wig-Holstein aufs neue: aber der Lorbeer wächst nur unter Blut und Tränen, und sie zu stillen, das war die vornehmste Sorge der Königin. Während dieses Krieges und der beiden folgenden in den Jahren 1866 und 1870/71 erwies sich Augusta als die S a m a - riterin auf Preußens Thron. Im Jahre 1862 hatte die Königin die Schrift gelesen, in der der Genfer Henri Dunant das Elend der italienischen Schlachtfelder schilderte und die Menschheit zur Bildung frei- williger Hilfsgesellschaften für die Pflege der verwundeten und erkrankten Soldaten aufrief. Später sagte sie selbst zu Dunant: „Ich habe Sie sofort verstanden. Ich war so bewegt, daß ich auch dem König Ihre Schrift zu lesen gab." Als der edle Menschen- freund 1863 nach Berlin kam. um Preußen für seinen Plan zu gewinnen, hat die Königin ihn eifrig unterstützt. Im August des folgenden Jahres kam es dann zu dem Abschluß der berühmten Genfer Übereinkunft für das Rote Kreuz. Dunant hat es rückhaltlos ausgesprochen, daß keine andre Fürstlichkeit sich so ent- schieden dafür verwendet hat wie die Königin Augusta. Zwar zeigte sich gleich beim Ausbruch des Krieges im Jahre 1864 die Barmherzigkeit in allen Schichten der Gesellschaft: aber es fehlte die einheitliche organisierende Leitung. Die Königin entschloß sich nun. einen Zusammenschluß der bis dahin für sich Wirkenden herbeizuführen und einen Mittelpunkt für diese ganzen

5. Staats- und Bürgerkunde - S. 114

1910 - Wittenberg : Herrosé
114 Der zur Gründung und Erhaltung der Kriegsflotte und der damit zusammenhängenden Anstalten erforderliche Aufwand wird aus der Reichskaffe bestritten. Artikel 64. Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche Handelsmarine. Artikel 55. Die Flagge der Kriegs- und Handelsmarine ist schwarzweihrot. X. Konsulatwesen. Artikel 56. Das gesamte Konsulatwesen des Deutschen Reichs steht unter der Aufsicht des Kaisers, welcher die Konsuln, nach Vernehmung des Ausschusses des Bundesrates für Handel und Verkehr, anstellt. Xi. Reichskriegswefen. Artikel 57. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung dieser Pflicht nicht vertreten lassen. A r t i k e 1 58. Die Kosten und Lasten des gesamten Kriegs- wesens des Reichs sind von allen Bundesstaaten und ihren An- gehörigen gleichmäßig zu tragen. A r t i k e 1 59. Jeder wehrfähige Deutsche gehört sieben Jahre lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 28. Lebensjahre, dem stehenden Heere, die folgenden fünf Lebens- jahre der Landwehr ersten Aufgebots und sodann bis zum 31. März des Kalenderjahrs, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten Aufgebots an. Artikel 63. Die gesamte Landmacht des Reichs wird ein einheitliches Heer bilden, welches in Krieg und Frieden unter dem Befehle des Kaisers steht. A r t i k e 164. Alle deutschen Truppen sind verpflichtet, den Be- fehlen des Kaisers unbedingte Folge zu leisten. Diese Verpflich- tung ist in den Fahneneid aufzunehmen. Der Höchstkommandierende eines Kontingents, sowie alle Offi- ziere. welche Truppen mehr als eines Kontingents befehligen, und alle Festungskommandanten werden von dem Kaiser ernannt. Die von Demselben ernannten Offiziere leisten Ihm den Fahneneid. Bei Generalen und den Eeneralstellungen versehenden Offizieren innerhalb des Kontingents ist die Ernennung von der jedes- maligen Zustimmung des Kaisers abhängig zu machen. Artikel 66. Wo nicht besondere Konventionen ein anderes bestimmen, ernennen die Bundesfürsten, beziehentlich die Senate die Offiziere ihrer Kontingente. Xii. Reichsfinanzen. Artikel 69. Alle Einnahmen und Ausgaben des Reichs müssen für jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichshaushalts- etat gebracht werden. Letzterer wird vor Beginn des Etatsjahres nach folgenden Grundsätzen durch ein Gesetz festgestellt.

6. Staats- und Bürgerkunde - S. 427

1910 - Wittenberg : Herrosé
Flotte heute eigentlich wieder vollkommen ain Anfang einer neuen Entwicklung. Wir legten bis zuur Jahre 1908 jährlich zwei Schlachtschiffe und einen Panzerkreuzer auf Stapel, und für die nächsten drei Jahre sind durch eine Änderung des Flottengesetzes diese Zahlen auf drei Schlachtschiffe und einen Panzerkreuzer er- höht worden. Jene Änderung bestand darin, daß die Ersatzpflicht veralteter Schiffe in Zukunft nach 20 Jahren, anstatt wie bisher nach 25 Jahren, von der Bewilligung der ersten Baurate gerech- net, eintritt. Das ist ein erfreulicher Fortschritt, wird aber erst in den späteren Jahrzehnten voll in die Erscheinung treten. Alan mutz immer bedenken, datz eine Flotte als Werkzeug der Politik dienen soll. Die Kosten für die Flotte zählen nach Millionen, die andern Verluste nach Milliarden. Doch nun zurück zu unserer Schlachtschiffflotte, zur Ausbildung und den Leistungen des Personals. Jahraus, jahrein, Winter und Sommer ist die Hochseeflotte, bestehend aus den 16 besten Schlachtschiffen im Dienst. Ununterbrochen machen die Schiffe einzeln oder im Verbände ihre Schietzübungen mit Geschützen und Torpedos. Der Flottenchef leitet taktische und strategische Manöver, kurz, es herrscht eine angespannte Tätigkeit, der es nur wenige Flotten der Welt gleichtun: übertreffen tut uns hierin keine. Unser Personal ist vom Admiral bis zum Matrosen aus- gezeichnet. Es herrscht ein vorzüglicher Geist in der Marine, glühendes Streben und hochgespannter Ehrgeiz beseelen das Offi- zierkorps. Besonders mutz hervorgehoben werden, wie aus- gezeichnet das technische Personal, also Ingenieure, Maschinisten und Heizer sich bewähren. Dafür gibt einen unwiderleglichen und glänzenden Beweis die autzerordentlich geringe Anzahl von Maschinen- und Kesselhavarien, welche gerade in andern Flotten, auch der englischen, einen sehr grotzen Umfang erreicht haben. Ein modernes Schiff ist ja so vollgepfropft mit Dampfmaschinen, hydraulischen und elektrischen Motoren aller Art. mit Kesseln und andern mechanischen Vorrichtungen, datz es technisch ein höchst kompliziertes Gebilde darstellt. Das alles bei dauernder Jndienst- haltung und Tätigkeit gebrauchsfähig zu halten, verlangt nicht nur technische Fähigkeit, sondern höchste Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue jedes einzelnen Mannes. Die Eefechtsfähigkeit einer Flotte hängt, man möchte beinahe sagen zum überwiegenden Teil, vom technischen Korps ab. Auch die Handhabung des Artilleriedienstes bietet ein erfreu- liches Bild. Vor anderthalb Jahrzehnten ist die deutsche Flotte den andern voranaegangen in der systematischen Schietzausbildung auf protze und grötzte Entfernungen. Jene Gefechte auf Taufende von Metern Entfernung, die während des Russisch-Japanischen Krieges vielfach Erstaunen erregten, baben den praktischen Beweis dafür geliefert, datz die zehn Jahre früher bei uns befolgten Grund- sätze richtig waren.

7. Staats- und Bürgerkunde - S. 437

1910 - Wittenberg : Herrosé
437 technischen Personal, den Handwerkern usw., welche in der Marine ihre Dienstpflicht ableisten. Sie werden in den Werftdivisionen allgemein militärisch und in ihren Spezialfächern ausgebildet und für den Dienst vorbereitet, ehe sie auf die Schiffe verteilt werden. Die kaiserlichen Werften dienen nun nicht nur zum Bau der Schiffe; auf ihnen befindet sich alles, was notwendig ist, um die fertig gebauten Schiffe mit all der Ausrüstung zu versehen, die sie haben müssen. Ferner führt die Werft im Laufe der späteren Jndiensthaltung des Schiffs die Arbeiten zur Instandsetzung, so- wie alle Reparaturen aus. Jede Werft besitzt Trockendocks, in die das Schiff hineingelassen wird. wenn man an die unter Wasser liegenden Teile gelangen und an ihnen Arbeiten ausführen will. Jedes Schiff hat auf einer der Werften eine sogenannte Schiffs- kammer ; das sind Magazine, in denen sich alle Ausrüstungsgegen- stände befinden, welche das Schiff zur Indienststellung an Bord nehmen mutz. Stellt es sich später nutzer Dienst, so gibt es all das an die Schiffskammer ab, wo es dann bis zur nächsten Indienststellung lagert. Auf diese Weise ist eine ausgezeichnete Ordnung erreicht, und wenn im Kriege alle autzer Dienst befindlichen Schiffe so schnell wie möglich dienst- und gefechtsbereit gemacht werden sollen, wird das ohne Verwirrung und mit höchster Pünktlichkeit funk- tionieren. Die Werft versorgt die Schiffe mit Kohlenvorrat, grotze Kohlenmengen liegen dort immer aufgespeichert. Ihre Munition empfangen die Schiffe in großen Munitionslagern, die mit zum Werftbetriebe gehören, aber räumlich wegen der ja immer möglichen Feuer- und Explosionsgefahr von ihm getrennt sind. ' Alles in allem kann man die kaiserlichen Werften als die Nähr- mütter der Schiffe bezeichnen, und gut in Ordnung befindliche, leistungsfähige Werften find die unerläßliche Vorbedingung für eine schlagfertige Marine. Das Reichsmarineamt besorgt auch alle sonstigen Ver- waltungsangelegenheiten, außerdem die Organisation der zahl- reichen Behörden und auch der Flotte selbst, jedoch geschieht letzteres natürlich im Einverständnis mit dem Admiralstab. dem Flottenkommando usw. Ihm liegt endlich ob die Einstellung Der Mannschaften, das Geldwesen, die Justiz, die Seelsorge und die Intendantur. Der Staatssekretär des Reichsmarineamts ist seit dem Jahre 1888 ein hoher Seeoffizier, dessen Rang nicht genau feststeht. So z. B. wurde der jetzige Staatssekretär als Konter- admiral auf seinen Posten berufen und ist im Laufe der Jahre Vizeadmiral und dann Admiral geworden. Unbeschadet seiner Verantwortlichkeit dem Reichskanzler gegenüber hält er dem Kaiser sehr häufig Vortrag und steht mit ihm dauernd in Ver- bindung. Alan kann also ganz allgemein sagen, daß das Reichsmarine- amt mit allen ihm unterstehenden Behörden die breite Grundlage für die eigentliche Flotte bildet und um ihretwillen da ist. v. Reventlow: Die deutsche Flotte einst und jetzt.

8. Staats- und Bürgerkunde - S. 440

1910 - Wittenberg : Herrosé
440 Surren und Sausen eigentlich nichts zu hören. Einige Zeit stan- den wir schweigend und staunten die ungeheure Arbeitsleistung, die der Riese Dampf, von Menschen bezwungen und gezähmt, da zischend vollbracht, an. und bewunderten daneben die Leute an der Maschine, die mit Ölkanne und anderen Dingen hantierten und sich zwischen den rollenden, kreisenden, schwingenden, sprin- genden Eisenteilen mit einer Sicherheit bewegten, als ob gar keine Gefahr vorhanden sei. „Gewohnheit!" bemerkte der Maschinist auf eine diesbezüg- liche Äußerung. „Daran darf man nicht denken, sonst wird man ängstlich, und es passiert erst recht was." Heiß und schwül war es da unten auch, so begaben wir uns wieder nach oben und besichtigten die Wohnräume der Offiziere und des Kommandanten, die einen recht behaglichen Eindruck machten, und setzten uns dann vergnügt zum Frühstück hin. „Ja, es ist ein gewaltiger Fortschritt gegen früher!" sprach der Kommandant. „Erst 13, dann 20 und heute über 30 See- meilen Fahrt, das will was heißen. Und alles andere ist auch vervollkommnet. Wir können in bezug auf die Torpedowaffe recht zufrieden sein mit den Fortschritten." Lange standen Freund H. und ich nachher noch auf der Kommandobrücke und betrachteten die sausende Fahrt unseres schwarzen Renners, bis er uns in den Hafen zurückbrachte. Graf Bernstorff, Korv.-Kapt. a. ©. 165. Ausbildungszeit und aktive Dienstzeit des Schiffsjungen. Die Schiffsjungendivision hat die Bestimmung. M a t r o s e n, Unteroffiziere und Deckoffiziere für die Marine her- anzubilden. Im Oktober jedes Jahres findet die Einstellung der Schiffsjungen an Bord S. M. S. „König Wilhelm" in Kiel statt. (Jährlich etwa 800 Jungen.) Die Ausbildung als Schiffsjunge dauert in der Regel zwei Jahre. Während der Ausbildungszeit werden die Schiffsjungen nicht als Personen des Soldatenstandes, sondern als Zöglinge be- trachtet, sie werden Personen des Soldatenstandes erst mit der Er- nennung zu Matrosen oder Torpedo-Matrosen. Die eingestellten Schiffsjungen werden im ersten halben Jahre auf einem großen, aber nicht seegehenden Schulschiff ausgebildet. Dann folgt eine einjährige Einschiffung auf seegehenden Schulschiffen und zuletzt wieder eine halbjährige Ausbildung, und zwar neben der infante- ristischen hauptsächlich in Artillerie, auf dem großen nicht see- gehenden Schulschiff. Die seegehenden Schulschiffe unternehmen in der Regel während der ersten Wochen Übungsfahrten in der Ostsee, an die sich eine Auslandsreise anschließt, von der sie Ende März des nächsten Jahres in der Heimat wieder eintreffen. Im

9. Staats- und Bürgerkunde - S. 442

1910 - Wittenberg : Herrosé
442 fehlerfreie Sprache haben. Der Einzustellende muh eine Größe von mindestens 1,47 m und einen Brustumfang von mindestens 0,73 m, nach dem Ausatmen gemessen, besitzen. Wer die Aufnahme in die Schiffsjungendivision wünscht, har sich in der der Einstellung vorhergehenden Zeit vom 1. November bis 1. August p e r s ö n l i ch bei dem Kommandeur des Landwehr- bezirks seiner Heimat zu melden. Dabei sind folgende Papiere zur Stelle zu bringen: a) Ge- burtszeugnis, b) schriftliche, von der Ortspolizeibehörde be- scheinigte Einwilligung des Vaters oder Vormundes. Zunächst erfolgt die ärztliche Untersuchung und. wenn diese günstig ausfällt, eine Prüfung im Lesen, Schreiben und Rechnen. Wenn nach Untersuchung und Prüfung der Junge zur Aufnahme in die Schiffsjungendivision geeignet erscheint, erfolgt seine An- meldung bei dieser durch das Bezirkskommando. Nach der Marineordnung. Aus Heinemann-Oppermann: Tagewerk. 166. Seemannsgeist. Bei seinem Rücktritt von der Leitung der Hochseeflotte hat sich Großadmiral Prinz Heinrich mit folgendem Tagesbefehl ver- abschiedet: „Unerschrockenheit, zielbewußte, stille, nur auf den Ernst- fall gerichtete Arbeit, Verschwiegenheit, straffe Disziplin bei Wohl- wollen der Vorgesetzten gegen die Untergebenen, treue Kamerad- schaft — diese Tugenden sollen in immer höherem Maße Offiziere und Besatzung der Hochseeflotte auch künftig auszeichnen. Mit diesem Wunsche lege ich mein Kommando am heutigen Tage auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs nieder, ein Kommando, auf das ich stolz war, welches mir aufzu- geben unendlich schwer wird, und auf welches ich zurückblicke dank- erfüllten Herzens gegen alle meine bisherigen Untergebenen." Diese Worte kennzeichnen die tiefe Liebe, die den Prinzen Heinrich zu seinem Berufe und zur Flotte beseelte, und werden jedem echt deutschen Seemann aus dem Herzen gesprochen sein. Denn in der Flotte, unserer jüngsten Waffe, die dem deutschen Volke ans Herz gewachsen ist. lebt ein glühender, wenn auch auf laute, wortreiche Betätigung verzichtender Ehrgeiz, im Ernstfälle durch die Tat dem Kaiser und dem deutschen Volke, deren hin- gebender Idealismus und Vaterlandsliebe die deutsche Kriegs- flotte geschaffen haben, ihren Dank für diese Fürsorge abzustatten und gleichzeitig ihre Ebenbürtigkeit mit dem hinsichtlich seiner Tüchtigkeit längst anerkannten Landheere zu beweisen. Aber nicht nur von den eigentlichen Kriegstugenden, von un- erschrockenem Mute und straffer Disziplin, spricht dieser Tages- befehl, sondern auch von der treuen Kameradschaft untereinander und dem Wohlwollen der Vorgesetzten gegen ihre Untergebenen, die ebenfalls eine wichtige Gewähr für den Erfolg im Ernstfälle

10. Staats- und Bürgerkunde - S. 451

1910 - Wittenberg : Herrosé
451 auf den Willen und Charakter, auf Zucht und Sitte des jungen Menschen verbunden. Er lernt auf Ehre halten, lernt gehorchen, was jungen Männern so nötig ist — lernt sich selbst überwinden, lernt die Erfüllung seiner Pflicht über sein Vergnügen und sein Belieben setzen, lernt seinen Willen, seine Neigung unterwerfen den bestimmten Vorschriften und Lebensordnungen, die ihm gesetzt sind. Er lernt aber auch dem Vorgesetzten gegenüber respektvoll sich benehmen, lernt aller Verweichlichung und Verwöhnung ent- sagen, lernt mannhaft einstehen für einen bestimmten Zweck und sich einem größeren Ganzen willig einfügen. Er lernt Sorgfalt. Regelmäßigkeit und feste Ordnung beobachten bei allem was ge- schieht, lernt streng gegen sich selbst sein, sich nichts schenken von dem, was er tun muß, und sich's nicht bequem machen im Leben. Er lernt sich im Zaum halten im Reden und Handeln, lernt Rein- lichkeit und Wohlanständigkeit in seinem ganzen Verhalten, ge- wöhnt sich an Zucht und Maßhalten in allen Dingen, sowie an Offenheit und Wahrheitsliebe, an Pünktlichkeit und Treue auch im kleinen. Der Soldat eignet sich aber auch ein zuverlässiges Wesen an, er lernt für das, was ihm anvertraut wird, mit vollster eigener Verantwortlichkeit einstehen, als Posten auf der Wache, als Ordonnanz, als Führer einer Patrouille, als Ausrichter eines Befehls oder wie es sein mag. Kurz, der junge Mensch lernt im Militärdienst dienen, sich so verhalten und führen, wie es dem Zweck entspricht, der ihm gerade vor Augen gestellt ist. so daß er später auch seine Stelle als Bürger mit desto größerem Nutzen und Erfolg ausfüllen kann. Er erhält Anleitung, wie man sagt: ein ordentlicher Kerl zu werden, der auch noch im Leben zu etwas zu brauchen ist. Daher ist eben die militärische Zucht und Disziplin für die Zugend einer Nation so besonders hoch zu schätzen und durch nichts im Leben so leicht zu ersetzen. Unser großer Feldmarschall sagt treffend in einer Rede im Reichstage: „Autorität von oben und Gehorsam von unten, mit einem Worte, Disziplin ist die Seele der Armee. Die Disziplin macht die Armee erst zu dem, was sie sein soll . . . Die Strafen sind es lange nicht allein, mit denen wir die Disziplin aufrecht- erhalten. Es gehört dazu die ganze Erziehung des Mannes." Und eben diese allgemeine Erziehung des jungen Mannes, diese feste militärische Lebensordnung, die den ganzen Menschen mit all seinem Denken. Fühlen und Wollen in Anspruch nimmt durch die Pflichterfüllung und ihn zwingt, stets sich zusammenzu- nehmen, das ist es, was so überaus wichtig ist für seine ganze Hal- tung in der Zukunft. Das eignet sich aber der junge Mann, mit seltenen Ausnahmen, weder im Hause, noch in der Schule, noch bei seiner technischen Berufsbildung als Arbeiter, als Lehrling, als Geselle, als Kommis, als Student, oder was er sonst sein mag, an. Denn in all diesen Verhältnissen wird er eben nur eine beschränkte Zahl von Stunden des Tages durch die Vorübung und Tätigkeit 29*
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