— 89 —
(2/10) und im S. Italiener (710). Dem Religionsbekenntnisse
wad) gehören die Schweizer zur protestantischen (%) und katholischen (%)
Kirche. Die Protestanten (Reformierte — Zwingli, Calvin) wohnen vor-
herrschend in den Thälern und der Ebene, die Katholiken im Hochgebirge.
Die Hauptbesch äst iguugeu sind Ackerbau, Viehzucht, Industrie und
Handel. Der Ackerbau liefert nicht so viel Getreide, wie im Lande ge-
braucht wird, weil sich kaum der 7. Teil des Landes zum Feldbau eignet;
nahezu die Hälfte muß aus Frankreich, Österreich und Deutschland eingeführt
werden. Die Hauptkornkammer ist die Schweizer Hochebene. Die Vieh-
zucht ist eine Hauptnahrungsquelle, namentlich die Rindviehzucht, welche
musterhaft betrieben wird und viel Milch und Käse (berühmt ist z. B. der
Emmenthaler) liefert. Die Industrie verarbeitet besonders Seide, Baum-
wolle und Leinen und beschäftigt sich mit Herstellung von Uhren und Schmuck-
suchen. Nur durch die Industrie ist es möglich, für eine verhältnismäßig
dichte Bevölkerung (70 auf 1 qkm) Erwerb zu schaffen. Der Besuch der
Fremden, welche die Naturschönheiten der Alpen (Hochgebirge und Seen) be-
trachten, bringt dem Lande ebenfalls viel Geld ein. Man bezeichnet deshalb
die Schweiz mit Recht als „das europäische Gasthaus". Der Handel ist
zwar dadurch gehemmt, daß die Schweiz ein Binnenland ist und nicht
einmal recht schiffbare Flüsse besitzt; aber durch die Lage zwischen großen
Staaten ist er doch bedeutend. Die Hauptplätze dafür sind Basel, Zürich
und Genf. Tie Volksbildung ist in der Schweiz bedeutend. Das
Schulwesen ist vortrefflich geordnet, und die Wissenschaften werden aus Uni-
versitäten und mehreren Akademieen eifrig gepflegt. Das Schweizervolk
zeichnet sich durch kräftigen und gefunden Körper, Freiheitsliebe, Tapferkeit und
unüberwindliche Liebe zum Vaterlande aus. Viele Schweizer briugeu zwar
einen Teil ihres Lebens in fremden Ländern zu, immer aber mit der Hoff-
nnng und mit dem sehnlichen Wunsche nach Rückkehr in ihre Heimat. Wlrd
diese Sehnsucht nicht befriedigt, so artet sie nicht selten in ein krankhaftes
Heimweh aus. Um dieses bei den ehemals in französischen Diensten stehenden
Soldaten (Schweizer-Regimentern) nicht aufkommen zu lassen, war es in Frank-
reich verboten, den sog. Kuhreigen zu spielen, eine Melodie der Alpenhirten,
deren Töne bei den Soldaten die unwiderstehlichste Lust zur Rückkehr ins
Vaterland erweckten.
6. Verfassung und Einteilung. Die Schweiz ist ein Bundesstaat
von 22 Kantonen. 3 Kantone zerfallen in je zwei Halbkantone, von
denen jeder in seinen innern Angelegenheiten ganz selbständig ist, so daß die
Schweiz 25 Einzelstaaten oder Kantone umfaßt. Der Sitz der Bundesregierung
ist Bern. Ein stehendes Heer ist nicht vorhanden. Jeder kriegstüchtige Mann
wird einige Wochen im Jahre in den Waffen geübt, und so ist jeder Bürger
Soldat und jeder Soldat Bürger. — Die Kantone gliedern sich in 3 Gruppen:
a) Die Waldkantone: Uri, Schwyz, Unterwalden und Lnzern; d) die
übrigen 9 alten Kantone: Zürich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, Solo-
thuru, Basel, Schaffhausen, Appenzell; c) die 9 neuen Kantone: Neuen-
burg, Waadt, Gens, Aargau, Thurgau, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis.
7. Städte. Lasel (75 T.), auf beiden Seiten des Rheins, war früher
freie deutsche Reichsstadt und ist jetzt die reichste und wichtigste Handels-
stadt der Schweiz und zugleich der zweite Mittelpunkt der Seiden-
indnstrie. Der Handel wird durch die Lage der Stadt am Austritt des
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Zwingli Calvin)
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Basel Genf Frank- Schweiz Bern Schwyz Unterwalden Glarus Bern Freiburg Basel Schaffhausen Appenzell Waadt Thurgau Rheins
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
— 430 —
Protektorat übernahm. Auch die andern deutschen Fürstinnen
stellten sich in ihren Ländern an die Spitze dieser Bestrebungen.
Welch ein Segen lag in diesem gemeinsamen Zusammen-
wirken der Kräfte aller Stände! Wie herrlich traten in jener
großen, ernsten Zeit die guten und edlen menschlichen Eigen-
schaften hervor!
Noch ehe die Krieger auszogen, regten sich überall im ganzen
Lande die Hände in den Palästen und in den Hütten der Armen,
um die Wunden zu lindern und zu heilen, die jeder Krieg schlägt.
Frauen und Mädchen strickten Strümpfe, zupften Scharpie, nähten
Binden und warme Kleidungsstücke. Viele Tausende von Talern
wurden zusammengesteuert und ganze Eisenbahnzüge mit Gaben
der Liebe gefüllt, die den Brüdern im Feindesland zugeführt
wurden.
Alle Augenzeugen stimmen darin überein, daß namentlich in
der Krankenpflege den Frauen meist die Krone gebührte vor den
männlichen Gehilfen.
Nicht bloß an den Wunden, die sie auf dem Schlachtfelde er-
halten hatten, lagen Tausende deutscher Krieger krank, sondern
auch ansteckende Krankheiten. Ruhr. Pocken und Typhus, forderten
viele Opfer. Gar manche der Pflegerinnen sind da angesteckt
worden und haben im Dienste für das Vaterland das Leben
gelassen.
Doch auch daheim wurde von ihnen im Dulden und Leiden
und in heldenmütiger Arbeit oft Großes vollbracht. Während der
Mann draußen im Felde den heimischen Herd gegen den Feind
verteidigte, verdoppelten die Frauen und Mädchen ihre Leistungen,
um ihre des Ernährers beraubte Familie und das Haus vor dem
Verfall zu behüten: sie ersetzten den alten Eltern den für das
Vaterland gefallenen Bruder; sie ermöglichten dem krank und
verwundet heimkehrenden, für jede Arbeit unfähig gewordenen
Sohn durch eignes Hungern und rastloses Schaffen Erholung und
Erquickung. Auch stärkten sie die geliebten Kämpfer im Feindes-
land durch Mut und Gottvertrauen für ihre schweren Aufgaben.
Und war der Gatte, Bruder oder Sohn gefallen, dann trugen sie
mit christlicher Ergebung den Verlust. Das waren auch harte
Opfer für das Vaterland!
Aber freilich hatten diejenigen, die in den Lazaretten und
bei den Sanitätszügen im Feindeslande tätig waren, häufig noch
schwierigere Prüfungen und Anfechtungen zu bestehen. Fast noch
aufreibender und schmerzlicher als ihre oft übermenschlichen An-
strengungen und Entbehrungen war für sie der Anblick und das
Mitempfinden des entsetzlichen und unsagbaren Elends und
Jammers der unglücklichen Opfer des Kriegs. Diese kamen oft
unmittelbar vom Schlachtfelde mit ihren fürchterlichen Verwun-
dungen in ihre Verpflegung. Häufig mußten die Pflegerinnen
den Ärzten helfen, den todeswunden Helden die Kleider aufzu-
schneiden. um das Verbinden zu ermöglichen. Hierzu kam noch,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
— 400
230. Kaiser Konrad Iii. und die Weiber von Weinsberg.
Als Konrad Iii. als Kaiser über Deutschland herrschte,
empörte sich der stolze Herzog von Bayern gegen ihn. Doch der
Kaiser siegte in der Schlacht bei dem Städtchen Weinsberg im
heutigen Königreich Württemberg. Nun konnte sich die kleine Feste
nicht länger halten. Konrad. über ihren hartnäckigen Widerstand
ergrimmt, hatte gelobt, die schwerste Strafe über die Einwohner
zu verhängen. Da kamen Frauen aus der Stadt zu ihm ins
Lager und baten demütig um Gnade. „Mit Weibern führe ich
keinen Krieg." sprach der Kaiser: „sie mögen frei abziehen und
von dem, was ihnen am liebsten ist. so viel mitnehmen, als ihre
Schultern tragen können." Darauf öffneten sich am andern
Morgen die Tore. und es erschien ein seltsamer Aufzug. In langer
Reihe kamen die Weiber aus der Stadt, jede ihren Mann auf dem
Rücken. Konrad lachte über die Klugheit der Frauen, und als
seine Räte meinten, dies sei Betrug, und der Vertrag dürfe ihnen
nicht gehalten werden, erwiderte er: „Ein Kaiserwort soll man
nicht drehen und deuteln." und er schenkte um der treuen Weiber
willen auch den Männern Leben und Freiheit. Jakob A„drä.
231. Wie eine deutsche Fürstin ihre Antertanen zu
schützen wußte.
Als Kaiser Karl V. im Jahre 1547 nach der Schlacht bei
Mühlberg auf seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch
durch Thüringen kam. wirkte die verwitwete Gräfin Katha-
rina von Schwarzburg. eine geborne Fürstin von Henne-
berg. die schriftliche Zusicherung bei ihm aus, daß ihre Untertanen
von der durchziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben
sollten. Dagegen verband sie sich, Brot. Bier und andre Lebens-
mittel gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalebrücke
schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, die dort übersetzen
würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die
Brücke, die dicht bei der Stadt war, in der Geschwindigkeit ab-
brechen und in einer größern Entfernung über das Wasser schlagen
zu lassen, damit die allzu große Nähe der Stadt ihre raublustigen
Gäste nicht in Versuchung führe. Zugleich wurde den Einwohnern
aller Ortschaften, durch die der Zug ging. vergönnt, ihre besten
Habseligkeiten auf das Rudolstädter Schloß zu flüchten.
Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog
Heinrich von Vraunschweig und dessen Söhnen begleitet, der
Stadt und bat sich durch einen Boten, den er voranschickte, bei der
Gräfin von Schwarzburg auf ein Morgenbrot zu Gaste. Eine
so bescheidene Bitte, an der Spitze eines Kriegsheeres getan, konnte
nicht wohl abgeschlagen werden. Man würde geben, was das
Haus vermöchte, war die Antwort; Se. Exzellenz möchten kommen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Konrad_Iii Konrad Konrad Konrad Konrad Jakob_A„drä Karl_V. Karl_V. rina_von_Schwarzburg Heinrich_von_Vraunschweig Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Weinsberg Deutschland Städtchen_Weinsberg Königreich_Württemberg Mühlberg Schwaben Rudolstadt Schwarzburg
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
425
Ja. sie besuchte sogar die Armen in den engen Gäßchen und selbst
in der Cholerazeit die Spitäler. Obwohl selbst leidend, ging sie
Weihnachten 1852 in der strengen Winterkälte zu den Feiern in
den verschiedenen Anstalten, um die Teilnehmer durch Geschenke
zu erfreuen. Da sprach das Herz zum Herzen, und diese aufopfernde
Tätigkeit belohnten die Koblenzer, indem sie mit unbegrenzter
Liebe an der Prinzessin hingen.
Am 2. Januar 1861 bestieg Augustas Gemahl als König
Wilhelm I. den Königsthron, und Augusta war jetzt Königin
von Preußen. In einem Liede, bei der Krönungsfeier am
18. Oktober 1861 in Königsberg gesungen, hieß es:
„Auch neig Du. Königin,
unserem treuen Sinn
gnädig Dich zu!
Und an des Königs Hand
sei Mutter Deinem Land,
thronend in Volkes Lieb'.
Augusta. Du!"
Dieser Wunsch ist reich in Erfüllung gegangen. Ihre volle
Kraft setzte die Königin an die Aufgabe, ihrem Lande eine rechte
Mutter zu sein, und sie konnte dies bald beweisen, als im Jahre
1864 der fünfzigjährige Friede, dessen Preußen sich zu erfreuen
gehabt hatte, zum erstenmal wieder durch Krieg und Kriegsgeschrei
unterbrochen ward. Wohl blühten Preußens Lorbeeren in Schles-
wig-Holstein aufs neue: aber der Lorbeer wächst nur unter Blut
und Tränen, und sie zu stillen, das war die vornehmste Sorge der
Königin. Während dieses Krieges und der beiden folgenden in
den Jahren 1866 und 1870/71 erwies sich Augusta als die S a m a -
riterin auf Preußens Thron.
Im Jahre 1862 hatte die Königin die Schrift gelesen, in der
der Genfer Henri Dunant das Elend der italienischen
Schlachtfelder schilderte und die Menschheit zur Bildung frei-
williger Hilfsgesellschaften für die Pflege der verwundeten und
erkrankten Soldaten aufrief. Später sagte sie selbst zu Dunant:
„Ich habe Sie sofort verstanden. Ich war so bewegt, daß ich auch
dem König Ihre Schrift zu lesen gab." Als der edle Menschen-
freund 1863 nach Berlin kam. um Preußen für seinen Plan zu
gewinnen, hat die Königin ihn eifrig unterstützt. Im August des
folgenden Jahres kam es dann zu dem Abschluß der berühmten
Genfer Übereinkunft für das Rote Kreuz. Dunant hat es
rückhaltlos ausgesprochen, daß keine andre Fürstlichkeit sich so ent-
schieden dafür verwendet hat wie die Königin Augusta.
Zwar zeigte sich gleich beim Ausbruch des Krieges im Jahre
1864 die Barmherzigkeit in allen Schichten der Gesellschaft: aber
es fehlte die einheitliche organisierende Leitung. Die Königin
entschloß sich nun. einen Zusammenschluß der bis dahin für sich
Wirkenden herbeizuführen und einen Mittelpunkt für diese ganzen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Henri_Dunant Dunant August Dunant
114
Der zur Gründung und Erhaltung der Kriegsflotte und der
damit zusammenhängenden Anstalten erforderliche Aufwand wird
aus der Reichskaffe bestritten.
Artikel 64. Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten
bilden eine einheitliche Handelsmarine.
Artikel 55. Die Flagge der Kriegs- und Handelsmarine
ist schwarzweihrot.
X. Konsulatwesen.
Artikel 56. Das gesamte Konsulatwesen des Deutschen
Reichs steht unter der Aufsicht des Kaisers, welcher die Konsuln,
nach Vernehmung des Ausschusses des Bundesrates für Handel und
Verkehr, anstellt.
Xi. Reichskriegswefen.
Artikel 57. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich
in Ausübung dieser Pflicht nicht vertreten lassen.
A r t i k e 1 58. Die Kosten und Lasten des gesamten Kriegs-
wesens des Reichs sind von allen Bundesstaaten und ihren An-
gehörigen gleichmäßig zu tragen.
A r t i k e 1 59. Jeder wehrfähige Deutsche gehört sieben Jahre
lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden
28. Lebensjahre, dem stehenden Heere, die folgenden fünf Lebens-
jahre der Landwehr ersten Aufgebots und sodann bis zum 31. März
des Kalenderjahrs, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird,
der Landwehr zweiten Aufgebots an.
Artikel 63. Die gesamte Landmacht des Reichs wird ein
einheitliches Heer bilden, welches in Krieg und Frieden unter dem
Befehle des Kaisers steht.
A r t i k e 164. Alle deutschen Truppen sind verpflichtet, den Be-
fehlen des Kaisers unbedingte Folge zu leisten. Diese Verpflich-
tung ist in den Fahneneid aufzunehmen.
Der Höchstkommandierende eines Kontingents, sowie alle Offi-
ziere. welche Truppen mehr als eines Kontingents befehligen, und
alle Festungskommandanten werden von dem Kaiser ernannt. Die
von Demselben ernannten Offiziere leisten Ihm den Fahneneid.
Bei Generalen und den Eeneralstellungen versehenden Offizieren
innerhalb des Kontingents ist die Ernennung von der jedes-
maligen Zustimmung des Kaisers abhängig zu machen.
Artikel 66. Wo nicht besondere Konventionen ein anderes
bestimmen, ernennen die Bundesfürsten, beziehentlich die Senate
die Offiziere ihrer Kontingente.
Xii. Reichsfinanzen.
Artikel 69. Alle Einnahmen und Ausgaben des Reichs
müssen für jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichshaushalts-
etat gebracht werden. Letzterer wird vor Beginn des Etatsjahres
nach folgenden Grundsätzen durch ein Gesetz festgestellt.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Flotte heute eigentlich wieder vollkommen ain Anfang einer neuen
Entwicklung. Wir legten bis zuur Jahre 1908 jährlich zwei
Schlachtschiffe und einen Panzerkreuzer auf Stapel, und für die
nächsten drei Jahre sind durch eine Änderung des Flottengesetzes
diese Zahlen auf drei Schlachtschiffe und einen Panzerkreuzer er-
höht worden. Jene Änderung bestand darin, daß die Ersatzpflicht
veralteter Schiffe in Zukunft nach 20 Jahren, anstatt wie bisher
nach 25 Jahren, von der Bewilligung der ersten Baurate gerech-
net, eintritt.
Das ist ein erfreulicher Fortschritt, wird aber erst in den
späteren Jahrzehnten voll in die Erscheinung treten. Alan mutz
immer bedenken, datz eine Flotte als Werkzeug der Politik dienen
soll. Die Kosten für die Flotte zählen nach Millionen, die andern
Verluste nach Milliarden.
Doch nun zurück zu unserer Schlachtschiffflotte, zur Ausbildung
und den Leistungen des Personals. Jahraus, jahrein, Winter
und Sommer ist die Hochseeflotte, bestehend aus den 16 besten
Schlachtschiffen im Dienst. Ununterbrochen machen die Schiffe
einzeln oder im Verbände ihre Schietzübungen mit Geschützen und
Torpedos. Der Flottenchef leitet taktische und strategische
Manöver, kurz, es herrscht eine angespannte Tätigkeit, der es nur
wenige Flotten der Welt gleichtun: übertreffen tut uns hierin
keine. Unser Personal ist vom Admiral bis zum Matrosen aus-
gezeichnet. Es herrscht ein vorzüglicher Geist in der Marine,
glühendes Streben und hochgespannter Ehrgeiz beseelen das Offi-
zierkorps. Besonders mutz hervorgehoben werden, wie aus-
gezeichnet das technische Personal, also Ingenieure, Maschinisten
und Heizer sich bewähren. Dafür gibt einen unwiderleglichen und
glänzenden Beweis die autzerordentlich geringe Anzahl von
Maschinen- und Kesselhavarien, welche gerade in andern Flotten,
auch der englischen, einen sehr grotzen Umfang erreicht haben. Ein
modernes Schiff ist ja so vollgepfropft mit Dampfmaschinen,
hydraulischen und elektrischen Motoren aller Art. mit Kesseln und
andern mechanischen Vorrichtungen, datz es technisch ein höchst
kompliziertes Gebilde darstellt. Das alles bei dauernder Jndienst-
haltung und Tätigkeit gebrauchsfähig zu halten, verlangt nicht
nur technische Fähigkeit, sondern höchste Gewissenhaftigkeit und
Pflichttreue jedes einzelnen Mannes. Die Eefechtsfähigkeit einer
Flotte hängt, man möchte beinahe sagen zum überwiegenden Teil,
vom technischen Korps ab.
Auch die Handhabung des Artilleriedienstes bietet ein erfreu-
liches Bild. Vor anderthalb Jahrzehnten ist die deutsche Flotte
den andern voranaegangen in der systematischen Schietzausbildung
auf protze und grötzte Entfernungen. Jene Gefechte auf Taufende
von Metern Entfernung, die während des Russisch-Japanischen
Krieges vielfach Erstaunen erregten, baben den praktischen Beweis
dafür geliefert, datz die zehn Jahre früher bei uns befolgten Grund-
sätze richtig waren.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
437
technischen Personal, den Handwerkern usw., welche in der Marine
ihre Dienstpflicht ableisten. Sie werden in den Werftdivisionen
allgemein militärisch und in ihren Spezialfächern ausgebildet und
für den Dienst vorbereitet, ehe sie auf die Schiffe verteilt werden.
Die kaiserlichen Werften dienen nun nicht nur zum Bau der
Schiffe; auf ihnen befindet sich alles, was notwendig ist, um die
fertig gebauten Schiffe mit all der Ausrüstung zu versehen, die
sie haben müssen. Ferner führt die Werft im Laufe der späteren
Jndiensthaltung des Schiffs die Arbeiten zur Instandsetzung, so-
wie alle Reparaturen aus. Jede Werft besitzt Trockendocks, in
die das Schiff hineingelassen wird. wenn man an die unter Wasser
liegenden Teile gelangen und an ihnen Arbeiten ausführen will.
Jedes Schiff hat auf einer der Werften eine sogenannte Schiffs-
kammer ; das sind Magazine, in denen sich alle Ausrüstungsgegen-
stände befinden, welche das Schiff zur Indienststellung an Bord
nehmen mutz. Stellt es sich später nutzer Dienst, so gibt es all das an
die Schiffskammer ab, wo es dann bis zur nächsten Indienststellung
lagert. Auf diese Weise ist eine ausgezeichnete Ordnung erreicht,
und wenn im Kriege alle autzer Dienst befindlichen Schiffe so
schnell wie möglich dienst- und gefechtsbereit gemacht werden sollen,
wird das ohne Verwirrung und mit höchster Pünktlichkeit funk-
tionieren. Die Werft versorgt die Schiffe mit Kohlenvorrat,
grotze Kohlenmengen liegen dort immer aufgespeichert. Ihre
Munition empfangen die Schiffe in großen Munitionslagern, die
mit zum Werftbetriebe gehören, aber räumlich wegen der ja immer
möglichen Feuer- und Explosionsgefahr von ihm getrennt sind. '
Alles in allem kann man die kaiserlichen Werften als die Nähr-
mütter der Schiffe bezeichnen, und gut in Ordnung befindliche,
leistungsfähige Werften find die unerläßliche Vorbedingung für
eine schlagfertige Marine.
Das Reichsmarineamt besorgt auch alle sonstigen Ver-
waltungsangelegenheiten, außerdem die Organisation der zahl-
reichen Behörden und auch der Flotte selbst, jedoch geschieht
letzteres natürlich im Einverständnis mit dem Admiralstab. dem
Flottenkommando usw. Ihm liegt endlich ob die Einstellung Der
Mannschaften, das Geldwesen, die Justiz, die Seelsorge und die
Intendantur. Der Staatssekretär des Reichsmarineamts ist seit
dem Jahre 1888 ein hoher Seeoffizier, dessen Rang nicht genau
feststeht. So z. B. wurde der jetzige Staatssekretär als Konter-
admiral auf seinen Posten berufen und ist im Laufe der Jahre
Vizeadmiral und dann Admiral geworden. Unbeschadet seiner
Verantwortlichkeit dem Reichskanzler gegenüber hält er dem
Kaiser sehr häufig Vortrag und steht mit ihm dauernd in Ver-
bindung.
Alan kann also ganz allgemein sagen, daß das Reichsmarine-
amt mit allen ihm unterstehenden Behörden die breite Grundlage
für die eigentliche Flotte bildet und um ihretwillen da ist.
v. Reventlow: Die deutsche Flotte einst und jetzt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
442
fehlerfreie Sprache haben. Der Einzustellende muh eine Größe
von mindestens 1,47 m und einen Brustumfang von mindestens
0,73 m, nach dem Ausatmen gemessen, besitzen.
Wer die Aufnahme in die Schiffsjungendivision wünscht, har
sich in der der Einstellung vorhergehenden Zeit vom 1. November
bis 1. August p e r s ö n l i ch bei dem Kommandeur des Landwehr-
bezirks seiner Heimat zu melden.
Dabei sind folgende Papiere zur Stelle zu bringen: a) Ge-
burtszeugnis, b) schriftliche, von der Ortspolizeibehörde be-
scheinigte Einwilligung des Vaters oder Vormundes.
Zunächst erfolgt die ärztliche Untersuchung und. wenn diese
günstig ausfällt, eine Prüfung im Lesen, Schreiben und Rechnen.
Wenn nach Untersuchung und Prüfung der Junge zur Aufnahme
in die Schiffsjungendivision geeignet erscheint, erfolgt seine An-
meldung bei dieser durch das Bezirkskommando.
Nach der Marineordnung. Aus Heinemann-Oppermann: Tagewerk.
166. Seemannsgeist.
Bei seinem Rücktritt von der Leitung der Hochseeflotte hat
sich Großadmiral Prinz Heinrich mit folgendem Tagesbefehl ver-
abschiedet: „Unerschrockenheit, zielbewußte, stille, nur auf den Ernst-
fall gerichtete Arbeit, Verschwiegenheit, straffe Disziplin bei Wohl-
wollen der Vorgesetzten gegen die Untergebenen, treue Kamerad-
schaft — diese Tugenden sollen in immer höherem Maße Offiziere
und Besatzung der Hochseeflotte auch künftig auszeichnen. Mit
diesem Wunsche lege ich mein Kommando am heutigen Tage auf
Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs
nieder, ein Kommando, auf das ich stolz war, welches mir aufzu-
geben unendlich schwer wird, und auf welches ich zurückblicke dank-
erfüllten Herzens gegen alle meine bisherigen Untergebenen."
Diese Worte kennzeichnen die tiefe Liebe, die den Prinzen
Heinrich zu seinem Berufe und zur Flotte beseelte, und werden
jedem echt deutschen Seemann aus dem Herzen gesprochen sein.
Denn in der Flotte, unserer jüngsten Waffe, die dem deutschen
Volke ans Herz gewachsen ist. lebt ein glühender, wenn auch auf
laute, wortreiche Betätigung verzichtender Ehrgeiz, im Ernstfälle
durch die Tat dem Kaiser und dem deutschen Volke, deren hin-
gebender Idealismus und Vaterlandsliebe die deutsche Kriegs-
flotte geschaffen haben, ihren Dank für diese Fürsorge abzustatten
und gleichzeitig ihre Ebenbürtigkeit mit dem hinsichtlich seiner
Tüchtigkeit längst anerkannten Landheere zu beweisen.
Aber nicht nur von den eigentlichen Kriegstugenden, von un-
erschrockenem Mute und straffer Disziplin, spricht dieser Tages-
befehl, sondern auch von der treuen Kameradschaft untereinander
und dem Wohlwollen der Vorgesetzten gegen ihre Untergebenen,
die ebenfalls eine wichtige Gewähr für den Erfolg im Ernstfälle
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: August Großadmiral Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
451
auf den Willen und Charakter, auf Zucht und Sitte des jungen
Menschen verbunden. Er lernt auf Ehre halten, lernt gehorchen,
was jungen Männern so nötig ist — lernt sich selbst überwinden,
lernt die Erfüllung seiner Pflicht über sein Vergnügen und sein
Belieben setzen, lernt seinen Willen, seine Neigung unterwerfen
den bestimmten Vorschriften und Lebensordnungen, die ihm gesetzt
sind. Er lernt aber auch dem Vorgesetzten gegenüber respektvoll
sich benehmen, lernt aller Verweichlichung und Verwöhnung ent-
sagen, lernt mannhaft einstehen für einen bestimmten Zweck und
sich einem größeren Ganzen willig einfügen. Er lernt Sorgfalt.
Regelmäßigkeit und feste Ordnung beobachten bei allem was ge-
schieht, lernt streng gegen sich selbst sein, sich nichts schenken von
dem, was er tun muß, und sich's nicht bequem machen im Leben.
Er lernt sich im Zaum halten im Reden und Handeln, lernt Rein-
lichkeit und Wohlanständigkeit in seinem ganzen Verhalten, ge-
wöhnt sich an Zucht und Maßhalten in allen Dingen, sowie an
Offenheit und Wahrheitsliebe, an Pünktlichkeit und Treue auch
im kleinen. Der Soldat eignet sich aber auch ein zuverlässiges
Wesen an, er lernt für das, was ihm anvertraut wird, mit vollster
eigener Verantwortlichkeit einstehen, als Posten auf der Wache,
als Ordonnanz, als Führer einer Patrouille, als Ausrichter eines
Befehls oder wie es sein mag. Kurz, der junge Mensch lernt im
Militärdienst dienen, sich so verhalten und führen, wie es dem
Zweck entspricht, der ihm gerade vor Augen gestellt ist. so daß er
später auch seine Stelle als Bürger mit desto größerem Nutzen und
Erfolg ausfüllen kann. Er erhält Anleitung, wie man sagt: ein
ordentlicher Kerl zu werden, der auch noch im Leben zu etwas zu
brauchen ist.
Daher ist eben die militärische Zucht und Disziplin für die
Zugend einer Nation so besonders hoch zu schätzen und durch nichts
im Leben so leicht zu ersetzen.
Unser großer Feldmarschall sagt treffend in einer Rede im
Reichstage: „Autorität von oben und Gehorsam von unten, mit
einem Worte, Disziplin ist die Seele der Armee. Die Disziplin
macht die Armee erst zu dem, was sie sein soll . . . Die Strafen
sind es lange nicht allein, mit denen wir die Disziplin aufrecht-
erhalten. Es gehört dazu die ganze Erziehung des Mannes."
Und eben diese allgemeine Erziehung des jungen Mannes,
diese feste militärische Lebensordnung, die den ganzen Menschen
mit all seinem Denken. Fühlen und Wollen in Anspruch nimmt
durch die Pflichterfüllung und ihn zwingt, stets sich zusammenzu-
nehmen, das ist es, was so überaus wichtig ist für seine ganze Hal-
tung in der Zukunft. Das eignet sich aber der junge Mann, mit
seltenen Ausnahmen, weder im Hause, noch in der Schule, noch bei
seiner technischen Berufsbildung als Arbeiter, als Lehrling, als
Geselle, als Kommis, als Student, oder was er sonst sein mag, an.
Denn in all diesen Verhältnissen wird er eben nur eine beschränkte
Zahl von Stunden des Tages durch die Vorübung und Tätigkeit
29*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]